• 1811

    Es begann auf der Hasenheide

    1811 eröffnete Friedrich Ludwig Jahn auf der Hasenheide in Berlin den ersten Turnplatz und leitete damit eine Entwicklung ein, die auch nach fast 200 Jahren noch nicht am Ende ist. Hessen und das Rhein-Main-Gebiet und somit auch unsere engere Heimat erlangten in der Anfangszeit des Turnens schnell eine überragende Bedeutung. Nicht weit von uns in Butzbach eröffnete Friedrich Ludwig Weidig 1814 den ersten Turnplatz in Hessen. 1824 entstand in Offenbach mit dem Turnverein der erste Verein der näheren Umgebung, der mit der Hamburger Turnerschaft von 1816 und dem Mainzer Turnverein von 1817 nur zwei Vorgänger hatte. Auf dem Feldberg wurde 1844 das erste Feldbergfest gefeiert.

     

    Das alles zusammen hat bei der Gründung der ersten Turnvereine in unserem Gaugebiet sicherlich eine entscheidende Rolle gespielt. Den Anfang machten 1846 der Turnverein Bad Homburg (heute Homburger Turngemeinde), der Turnverein Oberursel (heute TSG Oberursel) und der Turnverein Usingen (heute Usinger Turn- und Sportgemeinde). Turnvereine gab es auch seit 1847 in Anspach und Königstein, seit 1848 in Arnoldshain, Kronberg und Pfaffenwiesbach. Das 1848 im Herzogtum Nassau erlassene Gesetz über die Vereins- und die Vereinigungsfreiheit war für diese Gründungen von großer Bedeutung. Die Vereine suchten auch bald den Kontakt zu anderen Turnvereinen. Am 06.04.1847 wurde als erster Gruppierung in Ziegenberg von den Vereinen aus Butzbach, Frankfurt, Friedberg und Giessen der Lahnbund gegründet, dem etwas später auch Usingen beitrat. Angestrebt wurde die gemeinschaftliche Durchführung von An- und Abturnen. Im folgenden Jahr - am 07.05.1848 - wurde auf Schloss Oranienstein bei Diez der Bezirksverein für Taunus und Westerwald gegründet, der sich dem Allgemeinen Deutschen Turnerbund anschloss und bis zum 26.05.1850 bestand. Ihm gehörten Anspach und Usingen an. Usingen war nach einem Jahr aus dem Lahnbund ausgeschieden. Einen Monat später folgte am 25.06.1848 als weiterer Zusammenschluss der Lahnbezirksverein.  

     

    Diese erfreuliche Entwicklung wurde zwischen 1850 und 1852 abrupt durch das Verbot aller Turnvereine gestoppt. Während das Großherzogtum Hessen eine entsprechende Verordnung bereits am 02.10.1850 erlassen hatte, folgten das Herzogtum Nassau und die Landgrafschaft Hessen-Homburg erst am 17.02.1852. Auffällig war, dass das Verbot nicht von allen Staaten des Deutschen Bundes ausgesprochen wurde, sondern vorwiegend in Süd- und Südwestdeutschland. Der am 02.071848 in Hanau gegründete Deutsche Turnerbund konnte so weiter bestehen.

     

    Nach der Aufhebung des Verbotes wurden 1859 die ersten Turnvereine neu oder wieder gegründet. 1860 setzte eine Gründungswelle ein, die bis 1862 dauerte und auch in unserem Turngau ihre Spuren hinterließ. 1861 entstanden die Turn- und Sportgemeinde Oberursel und die Turn- und Sportgemeinde Wehrheim, 1862 die Sportgemeinde Anspach, der Männerturnverein Kronberg und die Turngemeinde Ober-Rosbach, meistens unter einem anderen Namen. Sie schlossen sich entweder bestehenden Zusammenschlüssen an oder gründeten eigene Gauverbände wie den Usgau, der 1862 in Friedberg entstand. Zu ihm gehörten Usingen, Wehrheim und Ober-Rosbach. Er ging 1885 im Gau Hessen auf.

     

    Vorherrschend in unserer Gegend war jedoch der Main-Taunus-Gau. Daneben gab es den Wetterauer Turnerbund, den Taunusbund, den Niddatal-Gau, den Obertaunusbund und den schon erwähnten Usgau. Viele Vereine gehörten mehreren Gauen an, zumal es keine genauen Abgrenzungen gab. Manche Vereine waren auch trotz dieser Vielfalt ungebunden und wurden als wilde Vereine bezeichnet.

  • 1904

    Ein Gau beginnt zu leben

    Die wachsende Bedeutung der Deutschen Turnerschaft als Dachorganisation führte auch zu einer besseren Organisationsform. Als Untergliederung wurden die Kreise eingeführt, die von der Größe her etwa den heutigen Landesturnverbänden entsprechen. Das war für die Turnvereine unserer Gegend der IX. Kreis, der Mittelrheinkreis, in dem der Main-Taunus-Gau eine Untergliederung war.

     

    Am 16.10.1904 wurde das erste Gespräch im Saalbau Ernst in Anspach geführt, um die Vereine, die meistens ohne Bindung im Vordertaunusgebiet bestanden, zu einem neuen Gau zusammenzufassen und in den Deutschen Turnerbund zu integrieren.. Vorausgegangen war zahlreiche Gespräche, Besuche und eine umfangreiche Korrespondenz mit den Vereinen. Die Initiatoren waren Philipp Heim vom Turnverein Vorwärts Homburg und Philipp Egger vom Turnverein Seulberg. Die angrenzenden Gaue waren von diesen Bestrebungen nicht entzückt. Besonders der Gauvertreter des Main-Taunus-Gaues, Philipp Röbig, war strikt gegen eine Neugründung und scheute sogar vor persönlichen Angriffen gegen die Organisatoren nicht zurück. U. a. warf er Philipp Heim sein Alter vor, wonach er als junger Mann ungeeignet sei, einen Turngau zu führen. Die Wogen glätteten sich etwas aufgrund der Zusage, nur Vereine ohne Bindung anzusprechen. Dies wurde nicht ganz eingehalten, denn es gab sowohl mit dem Taunusbund wie auch mit dem Niddatal-Gau Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, allerdings ohne Erfolg.. Da alle Vereine im Vordertaunusgebiet angeschrieben wurden, erhielten auch einige gaugebundene Vereine die Einladung und reagierten zum Teil ablehnend, zum Teil aber auch zustimmend.

     

    Die Vorgespräche führten etwas überraschend am 26.02.1905 in Wehrheim zur Gründung des Feldberggaues. Von 21 eingeladenen Vereinen waren 12 vertreten. Außerdem war Turnbruder Roth vom Main-Taunus-Gau als Gast zugegen. Die versammelten Vereine Turnverein Anspach, Turnverein Arnoldshain, Turnverein Eschbach, Turnverein Homburg, Turnverein Köppern, Turnverein Merzhausen, Turnverein Obernhain, Turnverein Pfaffenwiesbach, Turnverein Seulberg, Turnverein Wehrheim, Turngemeinde Wehrheim und Turnverein Wernborn waren der Auffassung, dass jedes weitere Abwarten der Sache nur schadet.

     

    Der in Wehrheim gewählte provisorische Vorstand mit Philipp Heim (Turnverein Homburg) als Gauvertreter und Wilhelm Sauer (Turnverein Homburg) als Gauoberturnwart wurde auf dem 2. Turntag in Seulberg bestätigt und entfaltete eine große Aktivität. Davon zeugen fünf Turntage, die im Jahre 1905 durchgeführt wurden. Am 21.05.1905 fand in Wehrheim schon die erste Vorturnerstunde statt, bei der 13 Vereine vertreten waren. 

     

    Natürlich suchte man Anschluss an den Main-Taunus-Gau im Mittelrheinkreis. Am 22.03.1905 wurde deshalb ein Aufnahmeantrag an den Kreisausschuss gestellt, der kurze Zeit später zu einer Sitzung in Saarbrücken zusammenkommen wollte. Aus Zeitgründen wurde der Antrag aber nicht mehr behandelt. Dem Gauvorstand war jedoch bekannt, dass der neue Turngau mindestens 1000 Mitglieder haben musste, um aufgenommen zu werden, und verstärkte deshalb seine Anstrengungen entsprechend. In seiner Sitzung am 02.03.1907 in Marburg fasste der Vorstand des Mittelrheinkreises zudem folgenden Beschluss: „Der Feldberggau gilt als aufgenommen, wenn er bestimmte nicht angefochtene Grenzen und einen Bestand von 1000 steuernden Mitgliedern nachweist“. Noch im gleichen Jahr wurde die Tausender-Grenze erreicht und die Bedingungen für die Aufnahme in den Mittelrheingau erfüllt. Ab 01.01.1908 gehörte der Turngau Feldberg mit 22 Vereinen als 25. und letzter Turngau zum Main-Taunus-Gau im Kreis IX Mittelrhein. Gauvertreter war Philipp Heim (Turnverein Homburg), Gauoberturnwart Wilhelm Sauer (Turnverein Homburg). Die Aufnahme von weiteren Gauen wurde später mit unterschiedlichen Begründungen abgelehnt. 

     

    In den Main-Taunus-Gau wurden folgende Vereine aufgenommen: Turnverein Anspach, Turnverein Arnoldshain, Turnverein Dorfweil, Turngesellschaft Dortelweil, Turnverein Eschbach, Turngemeinde Groß-Karben, Turnverein Hausen-Arnsbach, Turnverein Köppern, Turnverein Merzhausen, Turnverein Nieder-Reifenberg, Turnverein Obernhain, Turnverein Ober-Reifenberg, Turn- und Gesangverein Eintracht Ober-Rosbach, Turnverein Petterweil, Turnverein Pfaffenwiesbach, Turnverein Rod am Berg, Turnverein Schmitten, Turnverein Jahn Schmitten, Turnverein Seulberg, Turngemeinde Wehrheim, Turnverein Wehrheim und Turnverein Wernborn.

     

    Regelmäßige Vorturnerstunden in den verschiedenen Städten und Gemeinden, über die in einem Protokollbuch akribisch berichtet wird, vermittelten die ausgeschriebenen Übungen und brachten die Turnwarte der Vereine auf den neuesten Stand. Allerdings führten die Gauturnwarte öfters Klage darüber, dass in den Vereinen nicht intensiv genug geübt wird. Trotzdem wurde am 27.09.1909 die Kreisvorturnerschule gegründet. 

     

    Da in dieser Zeit die Eisenbahn das Hauptverkehrsmittel war, kam es zum Beispiel zu dem Beschluss, dass die Vorturnerstunden nur noch an Orten stattfinden dürfen, die einen Bahnanschluss hatten. Mit der Ansetzung in Anspach oder Wehrheim wollte man während der Wintermonate den „Gebirgsvereinen“ entgegenkommen, die öfters wegen der schlechten Witterungsverhältnisse nicht zu den Vorturnerstunden kommen konnten.

     

    Trotz aller Begeisterung lief die Arbeit des Gaues nicht reibungslos. Die Größe der einzelnen Vereine und ihre finanziellen Möglichkeiten spielten hier sicherlich eine große Rolle. So gab es öfters Probleme bei der Zahlung der Gausteuer, die von ursprünglich 1,68 Mark auf 1,60 Mark pro Mitglied gesenkt und 1923 im Zuge der zunehmenden Geldentwertung auf 200,-- Mark festgesetzt wurde. Immer wieder wurde vom Gauturnausschuss auch der Bezug der Kreiszeitung angemahnt. Wechselnde Turnwarte der Vereine bei den Vorturnerstunden, mangelhafte Führung der Riegenbücher, schlechter Besuch der Gauturnfeste und der Gauturntage – der Gauturnausschuss führte einen fast aussichtslosen Kampf, um die Vereine zu einer besseren Mitarbeit zu bewegen.

     

    Trotzdem gab es fast regelmäßig die Götzwanderung an Himmelfahrt. 19 Gauturnfeste mit zum Teil sehr guten Teilnehmerzahlen wurden in den 23 Jahren des Bestehens organisiert, wobei es während des 1. Weltkrieges eine Unterbrechung gab. 39 Gauturntage sorgten für den organisatorischen Ablauf der Arbeit des Gaues, dazu viele Sitzungen des Gauturnausschusses. Auch Neuerungen wurden ausprobiert. Usingen war am 02.9.1923 der Austragungsort des 1. Sportfestes mit volkstümlichen Übungen. Erstmals gab es einen Wettkampf für die Frauen. Auf dem 35. Gauturntag am 14.11.1926 in Köppern wurde die Einführung eines Gau-Ehrenbriefes beschlossen. Der erste Wettkampf für Schüler – ein Schüler-Wettturnen – fand am 14.08.1927 anlässlich des 25jährigen Bestehens des Turnvereins Vorwärts in Wehrheim statt. Unterstützt wurden auch die Reichsjugendwettkämpfe, die von den politischen Gremien organisiert wurden.

     

    Die Mitgliederzahl stieg kontinuierlich an (1912: 1479 Mitglieder, 1913: 1664 Mitglieder) und erreichte 1921 mit 2161 Mitgliedern ihren höchsten Stand. Viele Vereine verlassen in den folgenden Jahren den Gau, um sich direkt dem Main-Taunus-Gau anzuschließen, so dass die Mitgliederzahl wieder sank. Am 01.01.1927 gehörten nur noch 1341 Mitglieder zum Turngau, am 01.01.1928 1232 Mitglieder, die sich auf 18 Vereine in 16 Orten verteilten. 1927 war die Turngemeinde Usingen mit 183 Mitgliedern größter Verein vor dem Turnverein Anspach (179 Mitglieder), der Turngemeinde Wehrheim (176 Mitglieder), dem Turnverein Seulberg (122 Mitglieder) und dem Turnverein Köppern (84 Mitglieder). 

  • 1928

    Das Ende des Feldberggaues

    Das Ende des Feldberggaues kam 1928. Gemäß Beschluss der Deutschen Turnerschaft sollte es nur noch größere Gaue geben, wobei auch die verkehrsmäßige Erschließung eine Rolle spielen sollte. In einem Schreiben des Gaubereinigungsausschusses wurden die Vereine des Gaues aufgefordert, sich größeren Gauverbänden anzuschließen. Dieses Ansinnen führte auf dem 38. Gauturntag am 29.04.28 in Brandoberndorf zu einer längeren Diskussion ohne einen entsprechenden Beschluss. Dabei spielte die erbetene Stellungnahme des Main-Taunus-Gaues hinsichtlich der fünf Vereine, die sich gegen den Willen des Vorstandes dem Mitteltaunusgau angeschlossen hatten, sicherlich eine Rolle. Erwähnenswert von diesem Turntag ist die erstmalige Wahl einer Frau (Frau Leis) zur Frauenturnwartin. Der Turntag bewilligte außerdem dem Schwimmwart 150,-- Mark zum Ankauf von Schwimmhilfen, obwohl die Gebirgsvereine dagegen waren. Die Zustimmung erfolgte im Hinblick auf die Schwimmdisziplin beim Sportabzeichen. 

     

    Auf dem letzten Turntag am 21.10.1928 in Usingen waren Gauvertreter Philipp Röbig vom IX. Kreis und einige Vorstandsmitglieder des Main-Taunus-Gaues und des Gaues Hessen als Gäste vertreten. Viele Vereine waren gegen die Auflösung und favorisierten den geschlossenen Anschluss des Turngaues als eigener Bezirk an den Main-Taunus-Gau. Die entsprechende Abstimmung ergab, dass 13 Vereine für diese Lösung waren. Drei Vereine wollten sich dem Gau Hessen anschließen, während zwei Vereine ohne Gauanschluss wild bleiben wollten. Da der Antrag nur bei einem geschlossenen Übertritt realisiert werden konnte, gab es am 02.12.1928 eine erneute Zusammenkunft in Hausen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Als Ergebnis wurde ein Antrag mit nachstehendem Wortlaut formuliert: „Die am 02.12.1928 in Hausen versammelten 15 Vereine (Brandoberndorf, Merzhausen, Wernborn, Wehrheim TV und TG, Ober-Rosbach, Gemünden, Riedelbach, Hausen, Seulberg, Köppern, Eschbach, Obernhain, Rod am Berg und Pfaffenwiesbach) erheben flammenden Protest gegen den Gewaltbeschluss des Kreisvorstandes und erwarten unter allen Umständen, dass der Feldberggau als geschlossener Bezirk dem Main-Taunus-Gau angegliedert wird. Von diesem Beschluss werden die versammelten Vereine keinen Schritt abgehen und sie werden bei anderer Regelung der Angelegenheit die Folgen der Kreisleitung zuschreiben müssen. Wir bitten deshalb dringend den dortigen Gewaltbeschluss revidieren zu wollen“. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Auch die Bildung einer Kommission für die weiteren Verhandlungen konnte das Ende des Feldberggaues aber nicht verhindern. Die meisten Vereine schlossen sich daraufhin dem Main-Taunus-Gau an. Drei Vereine traten dem Gau Hessen bei.

  • 1933

    Eine Zeit ohne Selbstbestimmung

    Die politische Entwicklung ging natürlich nicht spurlos an den Organisationsformen im Turnen vorbei. 1933 wurden alle Turngaue aufgelöst. Die neue Organisationsform orientierte sich an den politischen Kreisgrenzen. Alle Vereine des Kreises Usingen gehörten ab 01.01.1934 zum 4. Kreis Rhein-Taunus, der auch die Kreise Untertaunus und St. Goarshausen einschloss. Seine Bezeichnung wurde später in 10. Kreis geändert. Zusammen mit weiteren Turnkreisen bildete er den Bezirk 2 Gießen im Gau XII Nordhessen. Dieser neue Turnkreis feierte 1935 in Idstein ein großes Turnfest. Die Vereine aus dem Kreis Friedberg wurden dem 5. Turnkreis Friedberg – Büdingen - Schotten im gleichen Turngau zugeteilt. Unklar war zunächst die Zuordnung der Vereine des Kreises Obertaunus, wie der Schriftwechsel des TV Homburg belegt. Erst ein Schreiben vom 04.10.1935 besagt, dass auch diese Vereine zum 10. Kreis Rhein-Taunus gehörten. Die entsprechenden Angaben in den Jahrbüchern widersprechen sich zum Teil. Möglicherweise wurden die angeordneten neuen Organisationsformen auch von den betroffenen Vereinen boykottiert. Mit der Gleichschaltung der Deutschen Turnerschaft 1936 erstarb alles turnerische Leben. Bestimmend war nun der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen, in den das Fachamt für Turnen und Sommerspiele integriert war. Ab 1938 war die NSDAP mit ihren Gliederungen für alle sportlichen und turnerischen Aktivitäten zuständig.

  • 1945

    Ein geglückter Neubeginn

    Wohl kaum jemand ahnte 1945, dass nach dem Ende des 2. Weltkrieges trotz der damaligen Sorgen und Nöte so schnell wieder im Turnen Aktivitäten einsetzen würden. Doch die Genehmigung der damaligen Besatzungsmächte, Sportvereine einschließlich der übergeordneten Organisationen bilden zu dürfen, veranlasste damals einen kleinen Kreis von Turnerinnen und Turnern, in sogenannten stillen Treffen - offizielle Sitzungen mussten behördlich genehmigt werden - entsprechende Vorbereitungen zu treffen, die schließlich im Sommer 1946 zur ersten Ausschuss-Sitzung in Bad Homburg führten. Hauptinitiator war August Wehrheim (Kirdorf), der zum 1. Vorsitzenden des sogenannten Arbeitsstabes gewählt wurde. Ihm gehörten außerdem Josef Frey ( Bad Homburg) als Geschäftsführer, Fritz Bayer (Bad Homburg) als Männerturnwart, Tilly Frey (Bad Homburg) als Frauenwartin, Änne Lautz (Gonzenheim) als Kinderturnwartin, Gottlieb Krebs (Friedrichsdorf) als Kinderturnwart, Kurt Stein (Kirdorf) als Altersturnwart, Theo Simon (Kirdorf) als Sommerspielwart und Willi Adami (Kirdorf) als Pressewart an. Organisatorisch war er als Vorstand der Fachgruppe Turnen dem Sportkreis Obertaunus angeschlossen.

     

    Seine Hauptaufgabe sah der Arbeitsstab zunächst in der Kontaktaufnahme mit den bereits bestehenden Turnvereinen Schon am 07.09.46 wurde auf dem Sportplatz der Sportgemeinde Kirdorf eine turnerische Werbeveranstaltung durchgeführt, der am 22.09.46 ein Werbesportfest auf dem damaligen Sportplatz der Homburger Sportgemeinde folgte. Ende 1946 gehörten der Fachgruppe 25 Vereine an. 

     

    Eine Initialzündung ging von der Gründung des Hessischen Turnverbandes am 27.10.1946 im Rathaus von Butzbach aus. Als Vertreter des Kreises Obertaunus nahmen August Wehrheim und Fritz Bayer an der Versammlung teil. Viele Vereine wurden wieder aktiv und beteiligten sich an den Lehrgängen und Wettkämpfen. Am 20.07.1947 wurde das erste Kreisturnfest in Bad Homburg und im gleichen Jahr das erste Kinderturnfest in Oberhöchstadt durchgeführt. 

     

    Mit dem Erscheinen der ersten Ausgabe des Hessenturners am 01.10.1947 wurde der nächste Schritt im Aufbau gemacht. Am 1. Gauturntag am 16.11.1947 im Gasthaus Johannisberg in Bad Homburg waren 9 Vereine mit 22 Abgeordneten vertreten. Neben der organisatorischen Aufbauarbeit waren die fehlenden finanziellen Mittel in den Vereinen und im Turnkreis ein immer wiederkehrender Beratungspunkt. Beim 2. Gauturnfest, das eine Woche nach der Währungsreform am 19.06.48 und am 20.06.48 in Usingen durchgeführt wurde, ergab sich trotz aller Sparsamkeit ein Minus von 1,76 DM. Ausgeglichen wurde es durch das Plus von 6,52 DM, das beim Schülersportfest in Ober-Eschbach im gleichen Jahr erzielt wurde. 

  • 1948

    Turnkreis Obertaunus

    Ab 1948 führte der Kreis den Namen "Turnkreis Obertaunus" als Zusammenschluss der Vereine des oberen Taunus, geführt von einem Kreisturnausschuss mit dem Kreisoberturnwart als Vorsitzenden. Dank der unermüdlichen Arbeit von Emil Kunz (Usingen) schlossen sich die Vereine des Kreises Usingen fast vollständig dem Turnkreis an, dazu weitere Vereine aus dem Kreis Friedberg. 1949 wurde auf dem Turntag in Weißkirchen als Vorstufe zu einer Satzung eine Kreisturnordnung verabschiedet. 1950 erfolgte die Umbenennung in "Turnkreis Feldberg" als Zusammenschluss der Vereine in unmittelbarer Nähe oder in den angrenzenden Landschaften des turnerisch bedeutsamen Feldberges. Zugleich wurde die Tradition des von 1905 bis zu seiner Auflösung 1928 bestehenden Feldberggaues übernommen Gemäß der Anregung des Landesturntages beschloss der Gauturntag in Friedrichsdorf 1952, den Turnkreis Feldberg in "Turngau Feldberg" umzubenennen.

     

    Eine bedeutsame Entscheidung fiel 1948. Um im Zuge der Aufbauarbeit alle wichtigen Informationen den Vereinen direkt zukommen zu lassen, wurde die Herausgabe eines Informationsblattes mit dem Titel "Monatliche Mitteilung (MM)" beschlossen. Diese MM gibt es heute noch als Turngau-Mitteilung (TM). Nach über 40 Jahren wird sie der seinerzeit gestellten Aufgabe immer noch gerecht und informiert inzwischen mehr als 250 Bezieher. Allerdings wurde der Versand inzwischen gemäss den neuen Möglichkeiten auf eMail umgestellt.

  • 1951

    Gauehrenbrief

    1951 wurde als Vorstufe zum Landesehrenbrief der Gauehrenbrief eingeführt. 1953 verabschiedete der Gauturntag in Burgholzhausen die erste Gausatzung. Eindrucksvoll war die Weihe des Gaubanners im Rahmen der Eröffnungsfeier des 10. Gauturnfestes in Harheim am 15.07.1956 durch die Landesfrauenwartin Friedel Kasten (Uckersdorf). Das 10jährige Bestehen des Turngaues wird im gleichen Jahr mit einem Festakt in Seulberg begangen. In diesem Jahrzehnt war der Turngau Feldberg auf 39 Vereine mit 6355 Mitgliedern gewachsen.

     

    Dieser Mitgliederzuwachs hielt auch in den folgenden Jahren an und stellte an Gauvorstand und Gauturnausschuss erhöhte Anforderungen. Sie wurden mit Erfolg gemeistert, wie die zahlreichen Veranstaltungen - Gauturnfeste, Gaukinderturnfeste, Geräte-Wettkämpfe, Turnmeisterschaften, Wanderungen, Jugend- und Alterstreffen, Spielrunden - zeigen. 1964 wurde mit dem gemeinsamen Gauturnfest für die Turngaue Feldberg und Frankfurt in Friedrichsdorf mit über 1000 Teilnehmern Neuland betreten. 1965 war der Turngau Feldberg Ausrichter der 2. Deutschen Prellballmeisterschaften und der Hessischen. Mannschafts-meisterschaften im Kunstturnen, beide Veranstaltungen in der Sporthalle Bad Homburg.  

     

    Die folgenden Jahre wurden bestimmt durch die Ausweitung des Programmangebotes in den Gauvereinen und damit verbunden die Ausweitung des Lehrgangsangebotes. Auslöser war die Einführung des Turnens für Jedermann, das der Deutsche Turner-Bund auf seinem Turntag am 11.08.1960 in Coburg verkündete. Der Erfolg zeigte sich in steigenden Mitgliederzahlen. 1967 wurde die 10000-Grenze überschritten. 

     

    Ausgehend von den Olympischen Spielen 1972 in München löste die Trimm-Dich-Bewegung eine nie da gewesene Breitensportlawine aus. Kinder und Jugendliche, Erwachsene – Männer, Frauen und Senioren – wurden zu den verschiedenartigsten sportlichen Aktivitäten angeregt. Für den Hessischen Turnverband, seine Gaue und die Vereine bedeutete dies eine Erweiterung über die traditionellen Angebote hinaus. Aus reinen Turnvereinen wurden häufig Mehrspartenvereine. 

     

    Nicht nur beim Lehrgangsangebot waren Gauvorstand und Gauturnrat kreativ. Neue Urkunden, Siegermedaillen mit Motiven des jeweiligen Festortes und neue Angebote zeugen von der guten Arbeit dieser Gremien. Dazu kamen neue Gestaltungsformen bei der Festeröffnung und den Programmen des Festabends bzw. des Festnachmittages. Beim 22. Gauturnfest 1971 in Usingen lockte eine Jazzband mit einem Openair-Konzert vor allem die Jugend in denn Schlosspark. Beim 36. Gauturnfest 1987 in Ober-Rosbach beschloss der Große Zapfenstreich die Festeröffnung auf dem historischen Marktplatz.

     

    1971 wurde das 25-jährige Bestehen des Turngaues mit einer Schauveranstaltung in Friedrichsdorf begangen, an deren Ende alle Besucher mit einer kleinen Kiefer nach Hause gingen. In vielen Gärten und an vielen Hallen sind hieraus inzwischen stattliche Bäume geworden. 

  • 1980

    Landesturnfest in Oberursel

    Eine weitere Herausforderung stellte die Organisation des 7. Hessischen Landesturnfestes dar, das vom 10.07.1980 bis 13.07.1980 in Oberursel durchgeführt wurde. Gauvorstand und Gauturnrat waren aktiv in die Vorarbeiten eingebunden und zeigten ihr Organisationstalent, als der Regengott kein Einsehen mit den Festbesuchern zeigte. Das Bundesalterstreffen in Oberursel und zahlreiche Bundes- und Landesveranstaltungen schlossen sich in den folgenden Jahren an. Ein weiteres herausragendes Ereignis war das 12. Hessische Landesturnfest vom 13.06.2001 bis 17.06.2001 in Bad Homburg, das Gauvorstand und Gauturnrat bis an die Grenzen der Belastbarkeit forderte.  

     

    Heute präsentiert sich der Turngau Feldberg mit 29 300 Mitgliedern in 63 Vereinen. Im wesentlichen umfasst er das Gebiet des Hochtaunuskreises. Dazu kommen vier Vereine aus der Stadt Frankfurt (Turnverein 1882 Harheim, Turnverein 1890 Kalbach, Turn- und Sportgemeinschaft Nieder-Erlenbach und Turn- und Sportverein 1894 Nieder-Eschbach) und drei Vereine aus dem Wetteraukreis (Turnverein Massenheim, Turngemeinde 1862 Ober-Rosbach und Sportgemeinschaft Rodheim).

     

    Viele Turnerinnen und Turner waren im Laufe der sechs Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg im Gauvorstand und im Gauturnrat tätig und haben durch ihre Arbeit zur positiven Entwicklung des Gaues beigetragen. Unvergessen sind Gauehrenvorsitzender Karl Heil (Turnverein Weiß-kirchen), Gauehrenoberturnwart Bernhard Hilse (Turnverein Oberstedten), Gaufrauenwartin Elisabeth Herbert (Sportgemeinde Kirdorf), Gaumännerturnwart Fritz Bayer (Homburger Turngemeinde), Kurt Steinbach (Turn- und Sportgemeinde Friedrichsdorf) als Geschäftsführer und Gauvorsitzender, Karl Heinz Bickel (Turn- und Sportverein Nieder-Eschbach) als Gauoberturnwart und Gauvorsitzender, Heinz Raab (Turnverein Seulberg) als Gaukassenwart und Alfred Keller (Turngemeinde Ober-Rosbach) als Gaujugendwart, Gaupressewart und Gaubeauftragter für die Älteren. Sie seien stellvertretend für alle genannt, die über viele Jahre in der Verantwortung standen.

     

    Für die Unterstützung bei der Suche nach Unterlagen und Daten aus der Geschichte des Feldberggaues bedanke ich mich sehr herzlich bei Karl Heil +, Otto Henrici +, Adolf Jäger, Hermann Präder +, Helga Dietrich, Gerd Heil, Walter Ernst, Heinz Raab, Winfried Schmidt und Erika Diehl sowie den Vereinen Homburger Turngemeinde Bad Homburg, Turnverein Harheim, Turnverein Obernhain, Turngemeinde Ober-Rosbach, Turnverein Petterweil, Turn-verein Seulberg, Usinger Turn- und Sportgemeinschaft und Turn- und Sportgemeinde Wehrheim.